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Lycoperdon lambinonii Demoulin 1972

Systematik: Basidiomycota > Agaricales > Agaricaceae

Deutscher Name: Dunkelbrauner Stäubling

Vorkommen:
Gesamtverbreitung: Europa (Österreich, Belgien, Frankreich, Finnland, Italien, Norwegen, Schweden, Tschechien, Spanien, Deutschland, Irland), Island, Kanarische Inseln (La Palma, Tenerife), Nordamerika (Alaska, Canada, USA); eine durch größere Fruchtkörper abweichende Varietät in Nepal: Lycoperdon lambinonii var. quercetorum Kreisel 1976, mehrfach erhalten). Die meisten Funde stammen aus borealen Ländern, aus höheren Gebirgslagen (Koniferenstufe), und aus Höhenlagen 1150 - 1410 m der Kanarischen Inseln; in Mitteleuropa selten, in Nepal 2400 bis 4400 m s.m. SARASINI (2005) gibt Fundplätze bis 1500 m s. m. an.

Deutschland: Nordschwarzwald 1994 (WINTERHOFF & KRIEGLSTEINER 2000:146 in KRIEGLSTEINER 2000 b, unsicher); Rügen 2001 (Herbar Kreisel); Funde aus Brandenburg (Kreisel 1973 und unpubl.) unsicher.

Bereits DEMOULIN 1972 gibt eine Menge Fundorte aus Europa und Nordamerika
an.

Habitat: Vorwiegend in natürlichen Nadelwäldern (Picea abies, Abies spec., Pinus
canariensis + Cistus spec.), aber auch bei Alnus incana (Norwegen), Populus spec.+
Hippophae rhamnoides (Rügen), Quercus lamellosa + Rhododendron spec. (Nepal), subalpines Gebüsch von Rhododendron lepidotum (Nepal), nach Demoulin auch an offenen
Standorten auf Wiesen. Liebt halbschattige Standorte, Waldränder u. dgl.
Geologischer Untergrund kalkhaltiger Sand, Lava, Kalkgestein.

Vorkommen am Ammersee:
Bislang sehr selten gemeldet. Möglicherweise gelegentlich mit L. molle verwechselt. Phänologie: Zwischen Mitte August und Mitte Oktober.
In unserer Datenbank gibt es 3 Fundmeldungen.

Makroskopische Bestimmungsmerkmale:
Fruchtkörper 30 - 50 mm breit, plump birnförmig bis birnförmig, unterseits grubig. Basis mit reinweißen Rhizoiden. Exoperidie hellocker, dann hellbraun, feine zusammengesetzte Stacheln und kleiige Partikel, am Kopfteil bald verkahlend, am Scheitel keine Areolen
hinterlassend. Endoperidie papierdünn, hell rötlichbraun, mattglänzend, mit 4 - 5 mm
breiter gewimperter Öffnung am Scheitel. Subgleba gut entwickelt, zellig, olivbraun.
Capillitium Lycoperdon-Typ, elastisch, s. m. rotbraun, mäßig dickwandig, glatt, mit zerstreuten, kleinen bis mittelgroßen, auffälligen Poren, nicht septiert, auch ohne unechte Septen, sehr selten dichotom verzweigt, bis 5 µm dick. Paracapillitium vorhanden, hyalin, meist glatt. Sporenstaub hell umberbraun, ohne Olivton.

Mikroskopische Bestimmungsmerkmale:
Sporen s. m. rotbräunlich, kugelig, fein- bis mittelgrobwarzig (Warzen stumpf, mäßig dicht), apedicellat, 4,0 - 5,0 µm Durchmesser, mit 1 - 2 x 0,5 µm langem hyalinem Pedicellenrest (Stielchen). Keine abgebrochenen Pedicellen im Sporenstaub. Im Elektronenmikroskop wird ein Sporenornament aus dicht stehenden, kurz zylindrischen, oben abgeplatteten Stacheln sichtbar. Aus Abb. 2 ist ersichtlich, dass anfangs lange Pedicellen vorhanden sind, welche sich in einen kurzen, der Spore anhaftenden „Apiculus“ (Pedicellenrest) und den viel längeren, rasch kollabierenden eigentlichen Pedicellus trennen.

Bemerkungen:
Bei der hier beschriebenen Kollektion handelte es sich um den bayerischen Erstnachweis. Die Beschreibung stammt aus der unten zitierten Publikation von Kreisel & Karasch 2005.
Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit dem makroskopisch sehr ähnlichen L. molle. Eine genaue mikroskopische Untersuchung ist daher unerlässlich.
Lycoperdon molle hat stärker ornamentierte, mittel- bis grobwarzige Sporen, stärkeres Capillitium (bis 9,0 µm breit) und massenhaft abgebrochene hyaline Pedicellen (15 - 21 x 1 µm) in Sporenstaub. Der Sporenstaub ist dunkler, rot- bis schokoladebraun. Die Subgleba ist am ausgereiften Fruchtkörper innen oft grauviolett getönt (L. lambinonii oliv- bis graubraun). In einem bestimmten Entwicklungszustand ist L. molle oft auffallend gelblich – milchkaffee-farben getönt.
Beleg: G/48-04 (leg. P. Karasch/det. H. Kreisel)

Autor: Peter Karasch (& Hanns Kreisel)

Quelle / Literatur:
Kreisel,, H. & Karasch, P. (2005): Lycoperdon lambinonii Demoulin – Ein selten erkannter Stäubling;
Sarasini, M. (2005): Gasteromiceti epigei, S. 199-201.

  • Makroskopische Ansicht

    Foto: Peter Karasch
  • Sporen

    Foto: Hartmut Fischer
  • Sporen

    Foto: Hartmut Fischer